Dienstag, 22. November 2011

Wenn man im Leben nichts hat, das einen erfüllt, fühlt man vor allen Dingen eins: nichts. Und dieses Nichts spürt man so sehr und wahrhaftig, dass es weh tut. Oder auch nicht. Weil es nichts ist, und nichts eigentlich nicht weh tun kann. Und doch ist das Nichts so ein Gefühl, das sich in einem ausbreitet. Das im schlimmsten Fall immer größer und größer wird und sich immer weiter ausbreitet, bis man es nicht mehr aushält. 

Was man dann tut - wenn man zu den Menschen gehört, zu denen ich gehöre - ist meist nichts, was einen in eine bessere Lage versetzt. Man hört vielleicht auf zu essen. Oder ganz im Gegensatz, man isst sehr viel. Um die Leere zu füllen. Man kauft sich das ein oder andere mehr oder weniger schicke Teil, weil man doch darin ein völlig neuer Mensch ist. Oder man kauft so viel, dass sich die Leere aus dem Inneren auch auf den Kontostand überträgt. Vielleicht trinkt man ein bisschen über den Durst hinaus, um sich anschließend so richtig auszukotzen, was man sich sonst nicht so recht traut. Oder man pudert sich das Näschen, denn plötzlich spürt man ein solch natürliches Selbstbewusstsein, was natürlich überhaupt nicht natürlich, sondern chemisch ist, aber sich doch natürlicher anfühlt als die Phasen von Größenwahn, die sich so schnell verflüchtigen wie die Line, das man auf dem Mädchenklo auf dem Schoß seiner Affaire zieht. Mit den Männern ist das auch so eine Sache. Wenn man sich leer fühlt, und man sich wenigstens ein bisschen was Gutes gönnen mag, auch wenn man es der eigenen Meinung nach ja gar nicht so recht verdient, dann ist ein bisschen Sex zwischendurch, gefühlloser Sex versteht sich, gar nicht mal so schlecht. Genau so wenig schlecht wie das zehnte Spitzenkleid und das zwanzigste Paar Schnürschuhe. Genau so wenig schlecht wie die matschigen Pommes vom goldenen M, deren nicht vorhandener Nährwert einem zwar schon während des Herunterschlingens bewusst wird, aber doch irgendwo auch ganz zufrieden macht. Kurzfristig.

Wenn man nichts im Leben hat, das einen erfüllt, hat man auch nichts, das einem langfristig innere Zufriedenheit beschert. So etwas von positiver Grundstimmung.

Natürlich ist da die Familie, da sind die Freunde, mit denen man auch wirklich immer viel Spaß hat und mit denen man im besten Fall sogar über all diese Dinge reden kann. Aber es ist nicht DIESES Eine, wonach man sich sehnt. Dieses Eine - wovon man ja leider gar nicht weiß was es ist, denn sonst würde man die ganzen anderen Dummheiten ja lassen - das einem die Leere vertreibt. Das diesem sich ausbreitenden Gefühl in einem, was immer es genau sein mag, die Grenzen aufzeigt, das es dazu bringt, den Rücktritt anzutreten, und ihm letztendlich den Garaus macht. Das dem Nichts laut ins Gesicht schreit: Bis hierhin und nicht weiter. Und das hast du jetzt davon, pah!

Mit dem Essen, dem Nicht-essen, dem Trinken, dem Rauchen, dem Koksen, dem Kaufen, dem was weiß ich. Mit all diesen Dingen kommt man nur kurzfristig zum Ziel: Glück. Gefühl. Zufriedenheit.

Und vielleicht ist es absolut naiv und unrealistisch, an das eine zu glauben, was einen irgendwie erfüllt und dem Leben einen Sinn gibt. Vielleicht ist die Leere nur allein deshalb da – weil wir auf genau das eine warten, das es gar nicht gibt.

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