Donnerstag, 1. Dezember 2011

Meine Mitpatienten in der Geschlossenen erschrecken mich. Ihre leeren, traurigen Augen erinnern mich an die, die ich jeden Morgen selbst im Spiegel erblicke. Augen, die des Lebens müde sind. Abgekämpft und erschöpft. 

Ich habe schon lange vor meinem Zusammenbruch gemerkt, dass meine Augen aufgehört hatten zu leuchten. Ich wundere mich, warum ich immer noch Komplimente für meinen starken Ausdruck bekomme, mir sogar Neid entgegen gebracht wird, wobei ich meinen Glanz doch längst verloren habe und ich innerlich schon so gut wie tot bin. Von meiner einstigen Ausstrahlung ist wirklich nicht viel übrig geblieben, doch ich bin ein guter Schauspieler. Ich bin so ein guter Schauspieler, dass ich sogar Ausstrahlung schauspielern kann. Das soll mir bitte mal jemand nachmachen.

Auch ihre Sorgenfalten, ihre nach unten gezogenen Mundwinkel machen mir angst. So will ich nicht aussehen. In zehn, zwanzig Jahren will ich Lachfältchen um Augen und Mund haben. Ich will wieder den Glanz in meinem Gesicht sehen, den Glanz aus glücklichen Zeiten. Oder habe ich den Glanz schon mein Leben lang allen nur vorgemacht? Denn an glückliche Zeiten erinnere ich mich gerade nicht. 

4 Kommentare:

MRN hat gesagt…

Du schreibst gut. Ich würds kaufen!

Anonym hat gesagt…

an diesem eintrag hab ich dich soeben erkannt. diese worte kenne ich nämlich von woanders her. also entweder hast du es geklaut oder du bist es wirklich!?
bei zweiterem finde ich es schön, dass du deine geschichte aufschreibst.
alles gute!

MARIE. hat gesagt…

pssssst.

Anonym hat gesagt…

ich werde schweigen, versprochen.

wie gesagt, ich finde es sehr schön, dass du deine geschichte aufschreibst!
da ich selbst mit depressionen zu tun habe (bei mir in verbindung mit einer angststörung), kann ich mich bisher ziemlich gut mit deinen texten identifizieren und ich bin gespannt, wie es hier weitergeht!